Rückmeldungen zum Hirtenbrief

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1

Gertrud Rabel

22.07.11

CREDO - In seinem Buch unterscheidet D. Steindl-Rast zwischen dem EGO, das sich ständig durch irgend etwas beweisen muss, um zu existieren, und dem wahren Selbst, das im JETZT lebt und Raum ist für den, der ES geschaffen hat, um daselbst leben zu können. Mir scheint dieser Gedanke der einzige Weg zu sein, den die Kirche als mytsischer Leib Christi gehen kann. Aufgabe der Hirten wäre demnach einzig die, DIESEN Gott zu verkünden, der Mensch wurde, um uns zu zeigen, wie es gehen kann.
Aus der Sicht meines Tuns in einer kleinen Gemeinde im Rahmen eines Pfarrverbands im Weinviertel orte ich einen großen Bedarf an fundierter, geistlicher Begleitung, die den Selbstwert der treuen Christen als geliebte Kinder Gottes zu wecken und zu stärken vermag. Das Wissen allein ist zu wenig. Der Glaube muss erfahrbar sein, erfahren werden, um ihn leben zu können - aus der Gnade heraus, die ohne unser Tun nicht fließen kann (wie der Strom in der Leitung - oder im Flussbett. Strukturen wachsen dann - fast - wie von selbst, so wie sie vor Ort nötig sind.....

2

Pfarrer Dr. Roland Schwarz

22.06.11

Zum Hirtenbrief des Herrn Kardinal:
Was mich beeindruckt hat, war die sehr umfassende Wahrnehmung der Probleme, mit dem die Kirche in Wien derzeit zu kämpfen hat. Auch das offene Ansprechen des Erlebens von Kirche auch im innersten Kern finde ich positiv.
Über jeden Zweifel erhaben ist die Vorgabe, dass wir als Kirche zu den Menschen gehen müssen und uns nicht darauf beschränken dürfen, zu warten, bis jemand zu uns kommt („Mission zuerst“). Auch der Verweis auf die Jüngerschule Jesu braucht nicht lang argumentiert zu werden, wobei mich als Bibliker besonders der Satz „Jüngerinnen und Jünger heute gehen mit der Bibel in der Hand.“ besonders gefreut hat.
Was nun die konkreten Strukturfragen anlangt, so erstaunt mich wiederum positiv die Aussage über die Gemeinden: „Ihre Leitung wird getauften Frauen und Männern übertragen werden.“
Ich denke, es ist weiters einfach eine finanzielle Notwendigkeit, darüber nachzudenken, welche kirchlichen Gebäude wir uns zukünftig noch leisten können und nach welchen Prioritäten Gebäude im kirchlichen Besitz erhalten werden sollen.
Doch gerade was die Zusammenlegung von Gemeinden zu einer Pfarre anlangt, habe ich Bedenken:
1. Ich fürchte, dass die Moderatoren (Pfarrer?) mehrerer Gemeinden sehr bald überfordert und ausgebrannt sein könnten. Wer kümmert sich um die jeweilige Gemeinde, in der das Leitungsteam seinen Dienst quittiert oder es derartige Konflikte untereinander gibt, dass eine positive Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist? Ist er dem Erwartungsdruck der Einzelgemeinden gewachsen? Hat er genügend Möglichkeiten zur Abgrenzung? Welche Dienste kann die Einzelgemeinde erwarten?
2. Ich fürchte auch, dass die liturgische Identität der einzelnen Gemeinden gefährdet ist, wenn die Eucharistie im Regelfall nur mehr in einer Gemeinde gefeiert wird. Wie kann eine Gemeinde als solche auf Dauer authentisch leben, wenn sie zum Höhepunkt des Glaubensvollzuges ständig auswandern muss? Ich fände es da als Notlösung pastoral immer noch klüger, sie Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung feiern zu lassen. Keine gute Lösung wäre es, die Moderatoren sonntags in die einzelnen Gemeinden Eucharistie feiernd herumzuschicken, da sie in diesem Fall in keiner der Gemeinden menschlich beheimatet wären. Zudem sähe ich es als Rückschritt hinter die Texte des NT und die des Vaticanum II, wenn der Priester wieder primär von der Sakramentenspendung her definiert wird.
In Verbundenheit,
Pfarrer Dr. Roland Schwarz, Wien 12

3

Bernd Keller, Gemeindereferent

17.06.11

END-lich - das ist so ermutigend was ich da lese!
Als Mitglied des Nationalteams KCG in Deutschland
freue ich mich sehr über diesen Masterplan der so viel
vom Geist unseres II.Vatikanums in sich trägt.
Die Klarheit und Demut motiviert mich und gibt
Orientierung zugleich.
Ich wünsche mir für mein Dekanat Bad Kissingen
in der Diözese Würzburg und viele weitere Regionen,
dass ER in, durch und zwischen uns aufbricht mit SEINEM
Geist zur neuen und damit ergänzenden Gestalt von Kirche
heute. Auch durch Kleine Christliche Gemeinschaften ...
Gott möge bauen ....
Bernd Keller, Bad Kissingen (Unterfranken)

4

Roswitha Bramauer

25.05.11

Ich wohne zwar nicht in der Erzdiözese Wien, habe aber den Hirtenbrief von Kardinal Schönborn mit großem Interesse gelesen. Mich spricht vor allem die offene, ehrliche und sehr persönliche Weise an, mit der Kardinal Schönborn die Dinge anspricht. Schon alleine diese Art zu sprechen zeigt für mich das Neue der künftigen Kirchengestalt an.
Dass es keine konkreten Antworten auf die anstehenden großen Probleme gibt (eben auch nicht vom Kardinal und der übrigen Kirchenleitung) macht diese Suche nach der neuen Gestalt der Kirche der Zukunft gerade so spannend und eben auch zu einer Sache des ganzen Volkes Gottes. Es sind jetzt alle gefragt in ihrem aufmerksamen Wahrnehmen der Zeichen des Heiligen Geistes und dem Hören auf den Ruf, der an jeden einzelnen Christen ergeht. Und die Antworten werden wahrscheinlich erst im Gehen des Weges selbst gegeben. Eine wirklich spannende und sehr einladende Sache. Ich bin sehr dankbar für diesen Hirtenbrief.

5

Pfarrer Dr. Marcus König

25.05.11

Erste Gedanken zum Hirtenbrief von Kardinal Schönborn

Gestern wurde der Hirtenbrief - zumindest in Kurzform - in allen Gottesdiensten vorgelesen. Ich war, um ehrlich zu sein, zwigespalten: Einerseits war klar, dass das jetzt nicht der konkrete Fahrplan für die nächsten Jahre sein würde, andererseits hätte ich mir doch Konkreteres erwartet.
Zunächst aber der Text zum Nachlesen: Hirtenbrief in Kurzform (dort findet man auch die Langfassung zum Herunterladen)

Was wird das aber konkret bedeuten, vor allem für die Pfarrgemeinden in Wien?
Einige Punkte möchte ich aus meiner Sicht darlegen:

Das Bekenntnis zu kleinen christlichen Gemeinschaften ist eine Grundsatzentscheidung. Natürlich lassen sich die administrative Größe Pfarre und die gemeinschaftliche Einheit Gemeinde nicht völlig auseinanderhalten und trennen - aber es ist doch wichtig zu sehen, dass nicht die Gemeinden zusammengelegt werden sollen, sondern die Pfarrbüros.
Kleine Gemeinschaften werden wohl durch eine oder mehrere nicht geweihte Personen de facto geleitet werden. Ein Priester wird wohl mehrere solcher KCG´s (=Kleine christliche Gemeinschaft) betreuen und es wird lokal sehr unterschiedlich sein, ob mit jeder KCG extra oder gemeinsam Eucharistie am Sonntag gefeiert wird. Ein Modell, das übrigens in vielen Teilen der Welt gut funktioniert.. ich werde darauf in einem späteren Artikel näher darauf eingehen.
Die Frage ist nun, ob Gemeinden so lebendig sind, dass sie ohne einen ständigen Priester als Animator und Ansprechperson auskommen können. Das heißt auch Abschied nehmen von der Priester - Zentriertheit, die immer noch die Seelsorge in vielen Köpfen und Strukturen prägt. Wenn eine Gemeinde überleben will, ja fruchtbar sein will, wird das immer weniger vom Priester abhängen und immer mehr davon, dass sich möglichst viele mit der Gemeinschaft identifzieren und bereit sind, gemäß ihrem Charisma sich einzusetzen.
Für die Priester heißt dies, dass sich auch ihr Bild von Pastoral ändern muss, oder dass es bezogen auf die Pfarrpastoral zwei Typen von Priester geben sollte: Erstens den Pfarrer und zweitens den Missionar. Pfarrer werden in Zukunft weniger an der Basis arbeiten, und mehr damit beschäftigt sein, die MitarbeiterInnen zu finden, zu schulen und zu betreuen - wie das 2. Vat. Konzil das Weihepriestertum übrigens auch sieht: Als Dienst am gemeinsamen Priestertum, damit die Laien ihren Dienst in und für Kirche und Welt gut verrichten können. Das bedeutet mehr als administrative Arbeit, das braucht viel spirituelle Kompetenz und Gebet - denn es geht ja letztlich darum, gemeinsam zu hören, was der Geist den Gemeinden sagen will . Missionarische Priester werden, befreit von den Pfarrerszwängen, im pastoralen Raum wirken, um Menschen für Christus zu gewinnen und Gemeinschaften im Glauben zu formen. Es ist schade, dass heute die meisten Priester mehr oder weniger gezwungen sind, Pfarrer zu werden. Manche hätten in diesem Feld mehr Talent..
Neben diesen strukturellen Fragen ist aber auch der zweite Gedankenkreis, den Kardinal Schönborn anspricht, wichtig und gar nicht mal leicht zu bewerkstelligen: Da geht es nämlich um eine fundamentale Bewusstseinsänderung im Selbstverständnis von Pfarrgemeinden: Die Pfarrgemeindschaft als Lernort des Glaubens, der Nachfolge zu begreifen - nicht nur für Erstkommunionkinder oder Firmlinge, sondern für alle! Bisher ging man ja doch irgendwie davon aus, dass zumindest Erwachsene, die dazustoßen, gläubig sind. Doch das ist heute wirklich eine überholte Einstellung. Viele verstehen Glauben auch zu statisch - ich bin Christ, glaube an Jesus, peng - das wars. Doch eigentlich gilt es zu sehen, dass man immer unterwegs zum Glauben ist, in der Nachfolge Jesu nie auslernt. Ich bin als Priester genauso Lernender im Glauben wie Laien, und mache sind mir (wie ich dankbar sehen darf) da auch voraus.
Es geht also um mehr als um die Organisation von Veranstaltungen wie Alpha Kurse oder Basis - Info Christentum. Die Grundsatzfrage ist ja: Wie lernen Menschen zu glauben in der heutigen Zeit? Was braucht es alles dafür, was ist dafür förderlich? Die überkommenen Wege (Glauben in der Herkunftsfamilie zu lernen, ergänzt durch Reli Unterricht und Gemeindekatechese zu EK und Firmung) tragen jedenfalls nicht mehr..
Soweit einige erste Gedanken zum Hirtenbrief.
Ach ja: KURZFRISTIG wird wohl wenig geschehen.. der Prozess ist schätze ich auf 15 - 20 Jahre angelegt... aber große Veränderungen brauchen halt ihre Zeit, vor allem in den Köpfen der Menschen!

Schönen Montag
Pfarrer Marcus
www.pfarrer-marcus.blogspot.com

6

Friedrich Griess

23.05.11

Mit großer Sorge beobachten viele meiner Freunde und ich, wie die Leitung unserer Kirche immer mehr von den Vorgaben abweicht, die uns durch Jesus Christus und seine Apostel gegeben wurden. Die Abberufung des australischen Bischofs William M. Morris allein deswegen, weil er vor 5 Jahren gesagt hatte, er würde verschiedenen Maßnahmen gegen den drückenden Priestermangel zustimmen, wenn die Kirche diese erlaubte (und die wohlgemerkt in keiner Weise den Intentionen Jesu und der Apostel widersprechen), ist für mich und viele andere ein ernstes Alarmzeichen bezüglich des beklagenswerten Zustandes unserer Kirche.

Diese Abberufung hat gezeigt, wie eng von der Kirchenleitung her die Grenzen gesteckt sind, in denen dieser „Masterplan“ offensichtlich verlaufen muss. Es widerstrebt mir, das hier benützte Wort „master“ in Beziehung zu unseren wahren „Meister“ Jesus Christus zu setzen.

Ich meine, Gott hat uns durch mehrere „Zeichen der Zeit“ darauf aufmerksam gemacht, wohin er seine Kirche lenken möchte:
o durch den Zusammenbruch totalitärer und autoritärer Regime seit dem vergangenen Jahrhundert bis in unsere Tage hat sich gezeigt, dass diese nicht die Zukunft der Menschheit und auch nicht der Kirche sein können
o durch die sexuellen Missbrauchsskandale haben wir gesehen, welche Folgen eine Pervertierung der von Gott geschaffenen Schöpfungsordnung hervorbringt
o durch die Massenaustritte aus der Kirche, die nicht durch „mangelnden Glauben“, sondern durch die Überzeugung verursacht sind, die heutige Kirche könne nicht das sein, was Jesus gewollt hat.

Aber jene, die zu Hirten bestellt sind, sehen offenbar diese Zeichen der Zeit nicht. Sie verstärken die totalitären und autoritären Maßnahmen. Sie speisen die Opfer des sexuellen Missbrauchs mit Geld ab, statt die Ursachen des Missbrauchs zu eliminieren. Und sie deuten die Massenaustritte fälschlicher Weise als ein „Schrumpfen zu einer Elite“ und sehen nicht, dass gerade die Elite der Kirche verloren geht. Man ist versucht, an die Prophetenrede aus Hesekiel 34 zu denken.

Im Hirtenbrief lautet der Punkt 1: „Neu in die Lebensschule Jesu gehen – Jüngerschaftsschulen errichten“. Auch sonst wird häufig und mit Recht argumentiert, wir müssten zu dem zurückkehren, was Jesus gesagt und getan hat. Wenn wir uns aber ansehen, was Jesus sagte und tat und was in der Folge in apostolischer Zeit galt, so stoßen wir auf eine Reihe von Widersprüchen im derzeitigen Kirchenkurs auf folgenden Gebieten:
o Macht
o Ehe und Sexualität
o Rolle der Frau in der Kirche
o Ausgegrenzte und Gescheiterte
o Einheit der Christen
o Schwören
o Liebe zur Wahrheit

Eine ausführliche Stellungnahme zu diesen Punkten findet sich in http://griess.st1.at/Wem%20haben%20Katholiken%20Gehorsam%20zu%20leisten.htm

Ich gestehe gerne zu, dass in einigen Punkten in letzter Zeit Fortschritte gemacht wurden, zum Beispiel durch die Berufung von Frau Dr. Prüller-Jagenteufel zur Pastoralamtsleiterin. Was man hingegen aus Rom hört, sind ständig neue Prügel vor die Füße.

Die letzten 25 Jahre meines Berufsleben habe ich für die Firma IBM gearbeitet. Wir hatten dort keine „Vorgesetzten“, sondern „Manager“, die nicht über, sondern neben den übrigen Mitarbeitern ihre Arbeit verrichteten. Einer ungeschriebenen Regel zufolge durfte niemand Manager werden, der nicht zuvor „im Feld“ tätig gewesen war, also direkte Kundenkontakte gehabt hatte. Wenn man diese Regel nicht befolgte, kam es zu fast immer zu einem Desaster. Ebenso meine ich, dass Probleme entstehen, wenn jemand in der Kirche eine leitende Stellung erhält, der nicht zuvor Pfarrer, also Seelsorger, gewesen war.

Im Buch eines anderen australischen Bischofs, Geoffrey Robinson, Confronting Power and Sex in the Catholic Church - Reclaiming the Spirit of Jesus , das jetzt auch in deutscher Übersetzung vorliegt, heißt es auf Seite 125: „Ich finde es befremdlich, dass ich zwar Verständnis und Rückhalt erfahre, wenn ich einem Kardinal im Vatikan erzähle, dass ich mich schwer tue, an die Existenz Gottes zu glauben. Wenn ich aber demselben Kardinal sagte, dass ich die päpstliche Lehre zur Empfängnisverhütung oder zur Ordination der Frauen anzweifle, würde er mir eine ernste Lektion über Loyalität gegenüber dem Papst erteilen.“

Wie man am Beispiel von Bischof Morris sieht, nicht nur „ernste Lektion“, sondern Entfernung aus dem Amt. „Schafft den Narren fort“.

Ich habe deshalb, nach nunmehr 64-jähriger ehrenamtlicher Tätigkeit in der Kirche und vielen Enttäuschungen, wenig Hoffnung, dass durch den „Masterplan“ eine wirkliche Reform der Kirche eingeleitet werden kann.

Ein wirkliches „Reclaiming the Spirit of Jesus“, das auch strukturelle Änderungen zur Folge hätte, wäre dringend nötig.

23. Mai 2011
Friedrich Griess

7

Brigitte Katzenbeihser

21.05.11

Grüß Gott!
Der Hirtenbrief enthält viele positive Wünsche und Vorstellungen. Ich habe in all den Jahren erkannt aufgrund einer Gnadengabe, dass ein gemeinsames Konzept für die Glaubensvermittlung fehlt. So erkannte und erkenne ich immer wieder, dass viele ehrenamtlich Tätige zwar guten Willens sind, aber unzureichendes Glaubenswissen besitzen.
Weiters fehlt mir ein sehr wesentlicher Aspekt im Hirtenbrief, nämlich die Sichtweise, dass wir Sorge tragen sollen/müssen für das Seelenheil, das eigene und das der Nächsten. Das soll der Beweggrund/die Motivation das Bestimmende sein für alles Engagement - und zwar nach dem Gebot Jesu: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, sollt ihr einander lieben!“ (Joh 13,34) Mit der Verwirklichung dieses Gebotes stehen oder fallen Veränderungen und neue Strukturen. Für die Verschiedenheit des Gewordenseins hat uns Jesus eine „Formel gegeben, kraft derer wir zu einer Einheit gelangen können. Keine noch so schöne äußere Struktur führt zu dieser Einheit, sondern jene Haltung/Motivation, wie sie durch das Gebot Jesu möglich ist.
Es sollte daher bewusst gemacht werden, dass es nicht (nur) um eine Strukturveränderung geht, sondern um eine Erneuerung des Beweggrundes/Motivation, also des Herzens. Es gilt die Hand zu reichen trotz aller Verschiedenheit. Das erfordert Demut und Versöhnungsbereitschaft, Verzicht auf Rechtfertigung und Rechthaberei. Da braucht es die „herabgebeugte Liebe zu denen, die nicht so schnell mitkommen, benötigt das Nachgehen jenen, die schwach und in Schwierigkeiten sind. Es braucht auch das Eingeständnis, dass man zeitlebens lernbedürftig ist. Es ist auch die Bitte um Vergebung bei Fehlverhalten wichtig samt den Zeichen der Wiedergutmachung, um nur einiges zu nennen.
Vom Wunsch Jesu nach dem Seelenheil der Menschen aus betrachtet, ist der Aufbau jener Verhaltensweisen (Tugenden) und Motivationen (Herzensfähigkeiten) logisch. Die Liebe zu Jesus beweist sich ja darin, dass ich mich bemühe, den Wunsch Jesu in die Tat umzusetzen. Liebe ich Jesus, dann doch auch alle Menschen immer mehr. Dann ist es mir vom Herzen her persönliches Anliegen, mich um gute Verhaltensweisen/Tugenden zu bemühen, damit ich niemanden durch mein Verhalten zu Aggressionen/Sünde reize.
Der köstliche Gewinn dabei ist, dass man selbst dann auch Verantwortungen, Erschwernisse und Leiden ertragen und durchtragen kann. Wir sehen in der heutigen Zeit deutlich den Mangel an Verantwortungsbewusstsein und den Mangel an sozialem Engagement.
Was man nicht weiß, kann man nicht tun. Ich erlebte und erlebe immer wieder eine erschütternde Unwissenheit bezüglich der so notwendigen christlichen Lebensbasis. Es ist dringend notwendig, von der Ebene des Seelenheils aus die Tugenden zu lehren durch Aufzeigen von Sinn, Wirkung und Folgewirkung. Es muss die christliche Sitte leben, so wie sie wirklich ist. Man muss die gängigen Gewohnheiten befreien von esoterischen und anderen falschen Einschlägen, damit die verheißene Freiheit der Kinder Gottes erworben werden kann. Dann werden die wahren Berufungen und Charismen lebendig werden.
Ich lehre die vom Herrn erhaltene Basis nun schon über 30 Jahre und kann dementsprechende Früchte aufweisen.

Mit freundlichen Grüßen!

Brigitte Katzenbeihser
Leiterin der Gemeinschaft der Nachfolge Jesu
2163 Ottenthal 119
www.nachfolgejesu.at
gemeinschaft@nachfolgejesu.at

8

Ing. Hannes Schöllauf

20.05.11

Grüß Gott,

ich komme der Einladung des Herrn Kardinals auf der Webseite der Erzdiözese nach und erlaube mir, meine Überlegungen zu den Themenfeldern des heutigen Hirtenbriefes zu übermitteln:
Ich teile weitestgehend die Analyse der gegenwärtigen Situation und der in den nächsten Jahren stattfindenden Prozesse. Die Herausforderungen sind groß, die religiöse Praxis verändert sich gravierend, die Kirche muss ihren Verkündigungsauftrag meiner Meinung nach teilweise sehr grundlegend überdenken und die Interpretationen und Methoden hinterfragen und ändern. Dies erfordert mehr Resourcen, mehr Engagement als in der Vergangenheit.
Ich bin überzeugt, dass dies mit größeren Einheiten nicht zu bewältigen ist. Das kann nur in kleinen und kleinsten Einheiten geschehen. Und es wird zum Großteil mangels schwindender finanzieller Resourcen ehrenamtlich geschehen müssen. Wenn man die Entwicklung der letzten Jahrzehnte betrachtet, dann gibt es heute viel mehr personelle Resourcen als in der Zeit vor dem Konzil. Es ist unübersehbar, dass sich die Anzahl der Leute, die sich engagieren und für den Glauben verantwortlich fühlen, stark zugenommen hat. (Wenn dieses Engagement in den letzten Jahren vielleicht wieder weniger wurde, dann muss die Frage nach dem „warum“ erlaubt sein: ist es weniger Glaube, weniger Engagementbereitschaft oder macht sich Enttäuschung breit?)
Diese vorhandenen Resourcen können aber leider nur beschränkt genützt werden. Die kleinen Gemeinschaften brauchen das Zentrum allen christlichen Feierns, nämlich die Eucharistie. Wenn, wie im Masterplan angedeutet, Pfarrkirchen zu Filialkirchen werden sollen, dann weiß ich nicht, ob die Menschen, die heute noch den sonntäglichen Gottesdienst besuchen, dies auch in Zukunft tun und in den Ort fahren werden, wo es noch eine Messe gibt.
Ich glaube, dass alle organisatorischen Überlegungen dazu, auch wenn das Hirtenwort des Herrn Kardinals es verneint, letztlich Notlösungen sind. Wir brauchen geweihte und damit bevollmächtige Vorsteher unserer Gemeinden notwendiger denn je.
In unserer Diözese hat es in der Vergangenheit 189 Männer (ich entnehme die Zahl der Liste der Diakone auf der Homepage) gegeben, die bereit waren, sich für Christus und die Kirche besonders zu engagieren. Sie haben die lange Ausbildung auf sich genommen und wurden zu Diakonen geweiht. Der Großteil davon übt sein Amt, soviel ich weiß, ehrenamtlich und ohne finanzielle Vergütungen aus und ebenfalls ein Großteil von ihnen dürfte verheiratet sein. Ich kenne einige Diakone persönlich und habe sie gefragt, ob sie bereit wären, sich zum Priester weihen zu lassen, wenn die Voraussetzungen dazu geändert würden. Alle haben sofort ja gesagt. Das heißt, würde man das Weihehindernis einer bestehenden Ehe aufheben, hätten wir in der Diözese mit einem Schlag wahrscheinlich um 150 Priester mehr.
Ich weiß schon, dass jetzt argumentiert wird, dass der diakonale Dienst ein ganz anderer ist. Der Diakon hat sich vor allem um die Armen und Notleidenden zu sorgen. Aber was ist die tägliche Praxis? Diese in der Apostelgeschichte überlieferte ursprüngliche Aufgabe haben längst andere Institutionen (Caritas, staatliche Sozialversicherung, Krankenpflegedienste etc.) übernommen. Der Diakon ist de facto Lückenbüßer für den Priester geworden, Notlösung im vollen Sinn des Wortes. Außerdem zeigen Forschungen über das kirchliche Amt der ersten Jahrhunderte, dass es nichts Statisches war. Es gab eine vielfältige Entwicklung, wobei eine unterschiedliche Differenzierung der Ämter teilweise nicht ersichtlich ist. Zeitweilig wurde sogar der diaconus über dem Amt des episcopus stehend betrachtet. Es ist jedenfalls gesicherter Erkenntnisstand, dass sich das heutige 3-stufige Amt relativ spät herausgebildet hat. In den paulinischen Gemeinden wurde das Amt offenbar sehr flexibel gehandhabt und den jeweiligen Bedürfnissen des Ortes und der Zeit angepasst. Daran sollte gedacht werden, wenn im Hirtenbrief von den paulinischen Gemeinden die Rede ist und die Frage gestellt wird, wie Paulus Christus verkündet und seine Gemeinden gegründet hat. Wäre diese Flexibilität nicht Vorbild und Auftrag für die heutige Zeit, die von massiven Wandlungen geprägt ist. Nur wenn das Leitungsamt den heutigen Erfordernissen angepasst wird, wird es seinen Dienst an den Menschen erfüllen können.
Aber es scheint mir, dass dem Festhalten an bestimmten Formen und Vorschriften, z. B. dem Zölibat, alles andere geopfert wird!
Wie anders würde die Situation in unserer Diözese ausschauen, hätten wir 150 Priester mehr aus dem Kreis der Diakone, die ihren Dienst ehrenamtlich ausüben könnten von den vielen Priestern, die verheiratet und deswegen an der Ausübung ihres Amtes gehindert sind, aber ihren Dienst gerne wieder ausüben würden, möchte ich gar nicht reden.
Man sieht an diesen Tatsachen, dass die immer wieder aufgestellte Behauptung, die Aufhebung der Zölibatsverpflichtung würde die Probleme nicht lösen, ziemlich daneben geht.
Ich fürchte allerdings, dass meine Überlegungen, die ja viele Katholiken in ähnlicher Weise anstellen, nichts nützen werden. Der Kopf wird letztlich weiterhin in den Sand gesteckt und alle noch vorhandenen Energien werden wohl in das Ersinnen von weiteren Notlösungen investiert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Ing. Hannes Schöllauf

9

Elisabeth Vondrous

20.05.11

1) Mission in der Öffentlichkeit
ist nötig. Mein Vorschlag wäre, das Sonntagsevangelium und kurze Abschnitte Katechese (in klaren einfachen Worten) in Schaukästen außen an den Kirchengebäuden zum Lesen auszuhängen, damit sich jeder informieren kann der zufällig vorbeigeht.

2) Kirchengebäude
Wo Gebäude nicht mehr leistbar sind aber denkmalgeschützt bzw. in öffentlichem Interesse sind (Touristen), wie etwa die Kirchen im Gebiet des Gürtels, würde ich diese Gebäude an die Gemeinde Wien verkaufen mit einem Pacht- oder Nutzungsvertrag für die betreffende Pfarre.
Dann könnten auch Renovierungskosten bzw. Heizkostenzuschuss direkt zwischen Gemeinde Wien und dem PGR verhandelt werden.
Andere christliche Kirchen sind mir in Wien sehr willkommen und es würde mich freuen wenn sie eigene Kirchengebäude errichten. Das würde die Stadt kultivierter, interessanter und christlicher machen.

3) Pfarrverbände
Pfarrverbände sind sehr wichtig, da eine einzelne Pfarre nicht alle Interessensgruppen ansprechen kann. Eine Art Matrixstruktur sollte zusätzlich zu den Pfarren existieren.

4) Diözesangrenzen
Diözesen sind historisch gewachsen, es wären jedoch Seelsorgeräume nötig, die Diözesangrenzen überschreiten.
An Wochentagen ist Wien wirtschaftliches Zentrum für Pendler aus Burgenland, südliches Niederösterreich bis Wr.Neustadt und nördliches NÖ bis ca. Horn. Am Wochenende sind Wiener unterwegs auf der A1 Richtung Wachau, Mariazell und auf der A2 Richtung Semmering, Rax, Schneeberg. Es ist verständlich, dass die Wiener den Stress der Stadt hinter sich lassen wollen, um in frischer Luft, Österreichs schöner Natur und in den alten Zentren der Volkskirche Erholung suchen. Ich wünsche mir eine Vernetzung der Diözesen in Österreich, damit die Seelsorge verbessert werden kann. Eine Diözese allein kann das nicht schaffen.

Elisabeth Vondrous, 1100 Wien

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P. Albin Scheuch OSA

19.05.11

Unserem Erzbischof ist aufrichtig zu danken für den klaren Hirtenbrief an uns alle.
Wir stehen als Kirche vor großen Herausforderungen der Gegenwart. Eine Antwort zu finden ist oft erst im Nachhinein geschehen. Heute liegt uns im Hirtenbrief ein geistliches Wort vor, das zugleich die Situation darlegt, in der wir uns heute befinden und gibt uns einen Ausblick auf das zu Erwartende.
Auch wenn manches an Entwicklungen und an Antworten darauf vielleicht schwer sein mag, so ist es doch eine große Chance der Kirche, mit den Gläubigen in die Zukunft zu blicken und den Weg als Kirche weiterzugehen.
Die Richtng muss klar sein - der Hirtenbrief ist eine eindeutige Wegrichtung. Er verliert sich nicht in Nebensächlichkeiten, sondern verhilft uns allen, mit der Kirche weiter zu denken, zu fühlen und zu gehen.

Vergelt s Gott, lieber Herr Kardinal.

P. Albin Scheuch OSA


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