Gemeinde im Aufbruch
© Kahtbild.at/RupprechtWie eine deutsche Pfarre investierte, anstatt zu sparen: Ein „Workshop“ von Pfarrer Wolfgang Picken im Rahmen der zweiten Diözesanversammlung. Stefan Kronthaler von "Der Sonntag" fasst zusammen.
Ebenfalls finden sie hier eine Zusammenfassung des Plenums vom 13. März.

Von vier Kindergärten sollten zwei geschlossen, fünf Pfarren zu einer einzigen fusioniert werden. So sah das „Sparkonzept“ der Erzdiözese Köln für jene Region in Bad Godesberg/Bonn aus, die später von Pfarrer Wolfgang Picken den Namen „Kirche im Rheinviertel“ erhalten sollte. Picken wollte sich damit nicht abfinden, berichtete er bei einem der „Workshops“ am 12. März, und schritt zur Tat. Ordensgemeinschaften wurden angesiedelt, die in die nunmehr leeren Pfarrhöfe einzogen. Ein Teil der Ordensleute widmete sich der christlichen Altenpflege und der integrierten Hospizarbeit in den Altenheimen. Picken und ein Kaplan, der auch noch in der Schule unterrichtete, feierten fünf Sonntagsgottesdienste, aufgrund der vollen Kirchen bald einen sechsten...
„Kirche braucht in Zeiten wie diesen Hilfe und ist auf die Menschen angewiesen“, sagt Picken: „Wir müssen die Probleme vor Ort lösen – mit Liebe“. Am Anfang stand die Analyse: „Was ist nötig? Welche Ressourcen sind da, welche Begabungen?“ „Bonn-Camillo“, wie er in den Medien genannt wird, professionalisierte das Ehrenamt in seiner Groß-Pfarre und schuf mit einer „Bürgerstiftung Rheinviertel“ die Basis für ein zweites finanzielles Standbein der Pfarre. So wurden aus den vorhandenen vier Kindergärten nunmehr sechs.
Die pastorale Arbeit setzt bei den Kindern und Jugendlichen an. Die Firmkandidaten kommen mit 16 Jahren jeden Mittwoch und jeden Sonntag (zum Gottesdienst) – neun Monate lang. „Die Anbindung von Jugendlichen wächst“, freut sich Picken.
Da viele Neugeborene nicht mehr getauft werden, hat die Pfarre einen Neugeborenen-Besuchsdienst eingerichtet und lädt einmal im Quartal zur Neugeborenen-Segnung. Die Eltern der Neugeborenen werden von Eltern von Kindergartenkindern besucht. Pastorale Konsequenz: „Die Taufzahl wurde um ein Drittel gesteigert“, so Picken.
Damit die fast unzähligen Ehrenamtlichen nicht überfordert werden, werden „für jede neue Aufgabe neue Personen“ gesucht. Picken sieht zwei große, entscheidende Handlungsfelder für die Kirche: „Das soziale Miteinander und die geistliche Dimension.“ Internet-Tipp: www.kirche-im-rheinviertel.de     Kron

„Plenum“ am 13. März: „Neben den Dornen auch Rosen sehen“

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Generalvikar Franz Schuster rief am 13. März beim „Plenum“ im Rahmen der 2. Diözesanversammlung die Pfarrgemeinden auf, sich verstärkt mit der Problematik des Missbrauchs auseinanderzusetzen. Er verwies darauf, dass es in Wien seit 1996 eine Ombudsstelle für Opfer sexuellen Missbrauchs gebe, weiters eine Kommission, die den Erzbischof hinsichtlich des Umgangs mit den Tätern berät.
Weihbischof Franz Scharl, u.a. für die anderssprachigen Gemeinden zuständig, sprach sich dafür aus, diese Gemeinden noch viel stärker in die Kirche von Wien zu integrieren. Für den Bereich „Kategoriale Seelsorge“ kündigte Scharl verstärktes Engagement im Hinblick auf die Jugendarbeitslosigkeit an.
Der in der Erzdiözese für die Priesterbegleitung zuständige Weihbischof Stephan Turnovszky wies darauf hin, dass derzeit an der Errichtung einer Anlaufstelle für Priester gearbeitet werde, die Hilfe bei sexuellen Problemen suchen. Hinsichtlich der Visitationen unterstrich Turnovszky, dass er bei den Pfarrbesuchen verstärkt fragen werde: „Was brauchen die Menschen, die hier leben? Was sind die Nöte?“
Bischofsvikar Karl Rühringer (Wien-Stadt) zeigte sich beeindruckt vom „unglaublich starken Workshop-Abend“ mit dem Bonner Pfarrer Wolfgang Picken.
Bischofsvikar P. Amadeus Hörschläger OCist betonte angesichts der durch Zuzug wachsenden Dekanate südlich von Wien, „auf diese Menschen zuzugehen und eine offenen und einladende Kirche“ zu verwirklichen.
Für Bischofsvikar Matthias Roch (Nord-Vikariat) liegt die große Herausforderung in neuen Modellen für die Leitung von Pfarrgemeinden und der Zusammenarbeit von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Laien und Priestern.
Die Bedeutung der Mitwirkung der Laien hob der für die Orden zuständige Bischofsvikar P. Michael Zacherl SJ hervor. Zacherl appellierte, in Zeiten wie diesen „neben Dornen auch die Rosen zu sehen“.

(red)


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