Gruppe 3.0 Was wir wissen, davon reden wir, ...
Moderation: Erhard Lesacher

„Was hindert mich heute, zu verkünden – macht mich schweigsam?“

Austausch in Gesprächs-Gruppen
Themenbereich 3: Was wir wissen, davon reden wir


Besprochene Themenfelder:
Glaubenswissen – Glaubensreflexion/Glaubensbildung – Glaubenszeugnis (insofern verbal)

1) Was hindert uns?
* Mangelndes Glaubenswissen bis hinein in kirchliche Kernsegmente (PGR)
* Sprachlosigkeit in Sachen Glauben – „Glaubende, die nichts wissen“
* Mutlosigkeit
* Scheu, Persönliches preiszugeben bzw. Scheu, vom eigenen Glauben zu sprechen
* Mangelnde Selbstsicherheit – Unsicherheit hinsichtlich Beauftragung – „in welcher Autorität?“
* Teilweise denkfeindliches Klima in der Kirche
* Misstrauen gegenüber der Theologie: fundierte konstruktive theologische Kritik wird mitunter als Angriff auf den Papst und die Lehre der Kirche wahrgenommen.
* Kirchenleitung vermittelt das Gefühl, nicht selbstverantwortet und mündig glauben und leben zu dürfen
* mangelndes Mitspracherecht
* mangelndes Gespräch zwischen Kirchenleitung und Basis
* Abstand zwischen Kirchenleitung und Volk
* mangelnde Einheit; polarisierende Gruppierungen
* öffentliches Bild von Kirche (Spannung von Lehre und Praxis)

2) Verhältnis „Glaubensvollzug – Glaubenswissen“ / „das Glauben – der Glaube“
* Der Vollzug des Glaubens, das Sich-Gott-Anvertrauen, die Gewissheit, von Gott unbedingt geliebt zu sein, braucht das Wissen: Wer ist dieser Gott, auf den ich baue? Warum setzen wir gerade auf den Gott Jesu Christi und nicht auf einen anderen?
* Glaubensreflexion ermöglicht einen erwachsenen Glauben mit einer eigenen, authentischen religiösen Sprache: Es braucht sprach- und auskunftsfähige ZeugInnen.
* Glaube braucht Bildung: Das Glaubenswissen soll in Relation zum übrigen Wissen gebracht werden: „Auf dem Niveau über den Glauben denken und sprechen, auf dem man auch sonst zu denken und sprechen gewohnt ist.“
* „Einfach glauben und Punkt.“ genügt nicht – Glaubensverständnis kostet Mühe – keine vorschnelle Flucht ins „Geheimnis“!
* Der Glaube sucht das Verstehen und das Zeugnis: Herz – Hirn – Hand bzw.: Berührt sein – Verstand – Praxis.
* Glaubensvermittlung braucht eigene Erfahrung und Wissen
* Theologisches Grundwissen (z.B. Theologischer Kurs) stärkt das Selbstbewusstsein, um leichter ein persönliches Glaubenszeugnis geben zu können.
* „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen.“ (1 Petr 3,15)
* Glaube und Vernunft sind kein Widerspruch.
* Insistieren der Kirche auf hellenistisch geprägter Theologie und Glaubenssprache ist ein Problem
* Es bedarf einer Ermutigung zu „Sprechübungen“ statt Sprachverboten.
* Biblische Fundierung: biblische Sprache muss erlernt und übersetzt werden.
* Theologie muss sowohl bibel- und traditionsgemäß als auch zeitgemäß (im Dialog mit gegenwärtiger Wissenschaft und Kultur) sein.
* Nicht die Glaubensinhalte sollen geändert, sondern Sprache und Art der Verkündigung müssen heutigem Empfinden angepasst werden
* Notwendig ist ein Ausdruck des Glaubens, der dem Denken und Fühlen der Menschen und dem wissenschaftlichen Ansprüchen im 3. Jahrtausend entspricht
* Konkret: Der PGR wird mitunter als reiner „Organisationsverein“ erlebt. Einmal eine ganze PGR-Sitzung ausschließlich theologischen Fragen widmen.

3) Die Kirchenfrage stellt sich vor die Gottesfrage
* Unheiliges in Geschichte und Gegenwart. (Auch) die kirchliche Basis muss – medial verstärkte – kirchliche Probleme ausbaden.
* Es gibt noch viel negative Voreingenommenheit durch konkrete Erfahrungen mit der eigenen kirchlicher Sozialisation.
* „Aufgabe der Glaubwürdigkeit“ nicht nur an die Laien delegieren.
* Gespräch mit Außenstehenden braucht vernünftige Argumentation.
* Fundiertes theologisches Wissen und gute Argumentation erhöhen Akzeptanz.

4) Bedarf an elementarer Erschließung des Glaubens
* Vielfach ist einfachstes Wissen über den Glauben nicht mehr gegeben.
* Mittlerweile fallen auch die Großeltern als Glaubensvermittler weitgehend aus.
* Kirche wird nicht verstanden, weil oft Wissen über Glaube, Liturgie und Sakramente nicht gut vermittelt wird
* Es braucht Information über das Christentum, die weder Glauben noch Vorwissen voraussetzt (z.B.: Basisinfo Christentum).
* Konkrete Möglichkeit der Erschließung über den Kirchenraum: Was ist ein Taufbecken, ein Ambo, ein Altar?

5) Offen blieb die Frage, wie der Glaube zu bezeugen bzw. zu vermitteln sei.
* Ich muss selbst als Person voll dahinterstehen: Lebe ich das, was ich verkünde?
* Unverzichtbar ist ein glaubwürdiges „Wir“, ein „Erfahrungsort“ für den Glauben (Orte der Glaubenserfahrung).
* Wichtig wären Katechesen von engagierten Priestern und LaientheologInnen
* Die Sprache muss der jeweiligen Zielgruppe entsprechen: Kinder, Jugendliche, Intellektuelle usw.
* Die Gelegenheiten ins Gespräch zu kommen, nützen.
* Man muss die Lebensrealität der Menschen kennen.
* Nötig ist Sensibilität: Was braucht der Mensch, dem ich begegne, wirklich? Was sucht er/sie?
* „Was lässt uns schweigen?“ – Manchmal ist schweigen angesagt, wäre reden indiskret.
* Es schadet nicht, wenn wir zugeben, dass es nicht auf jede Frage eine glatte theologische Antwort gibt.
* Neben dem Antworten braucht es auch Ermutigung zum Fragenstellen.

6) Frage nach dem Ziel von Mission
* Es geht nicht um Rekrutierung neuer MitarbeiterInnen für die Pfarre bzw. um ein Bei-der-Stange-halten von KirchenbeitragszahlerInnen
* Außenstehende davon überzeugen, dass das Christentum etwas Positives ist.
* Glaube als Hilfe zum Leben in Fülle

7) Vertrauensvorschuss
Wie in der katholischen Kirche insgesamt, gab es auch in den Austauschgruppen der Ersten Diözesanversammlung eine Vielfalt von Glaubenszugängen und spirituell-theologischen Akzenten. Wünschenswert ist, dass diese Pluralität von allen positiv gesehen wird, und dass man einander mit einem Vertrauensvorschuss begegnet.

f.d.I.: Erhard Lesacher


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