„Was hindert mich heute, zu verkünden – macht mich schweigsam?“
Austausch in Gesprächs-Gruppen Themenbereich 3: Was wir wissen, davon reden wir
Besprochene Themenfelder: Glaubenswissen – Glaubensreflexion/Glaubensbildung – Glaubenszeugnis (insofern verbal)
1) Was hindert uns? * Mangelndes Glaubenswissen bis hinein in kirchliche Kernsegmente (PGR) * Sprachlosigkeit in Sachen Glauben – „Glaubende, die nichts wissen“ * Mutlosigkeit * Scheu, Persönliches preiszugeben bzw. Scheu, vom eigenen Glauben zu sprechen * Mangelnde Selbstsicherheit – Unsicherheit hinsichtlich Beauftragung – „in welcher Autorität?“ * Teilweise denkfeindliches Klima in der Kirche * Misstrauen gegenüber der Theologie: fundierte konstruktive theologische Kritik wird mitunter als Angriff auf den Papst und die Lehre der Kirche wahrgenommen. * Kirchenleitung vermittelt das Gefühl, nicht selbstverantwortet und mündig glauben und leben zu dürfen * mangelndes Mitspracherecht * mangelndes Gespräch zwischen Kirchenleitung und Basis * Abstand zwischen Kirchenleitung und Volk * mangelnde Einheit; polarisierende Gruppierungen * öffentliches Bild von Kirche (Spannung von Lehre und Praxis)
2) Verhältnis „Glaubensvollzug – Glaubenswissen“ / „das Glauben – der Glaube“ * Der Vollzug des Glaubens, das Sich-Gott-Anvertrauen, die Gewissheit, von Gott unbedingt geliebt zu sein, braucht das Wissen: Wer ist dieser Gott, auf den ich baue? Warum setzen wir gerade auf den Gott Jesu Christi und nicht auf einen anderen? * Glaubensreflexion ermöglicht einen erwachsenen Glauben mit einer eigenen, authentischen religiösen Sprache: Es braucht sprach- und auskunftsfähige ZeugInnen. * Glaube braucht Bildung: Das Glaubenswissen soll in Relation zum übrigen Wissen gebracht werden: „Auf dem Niveau über den Glauben denken und sprechen, auf dem man auch sonst zu denken und sprechen gewohnt ist.“ * „Einfach glauben und Punkt.“ genügt nicht – Glaubensverständnis kostet Mühe – keine vorschnelle Flucht ins „Geheimnis“! * Der Glaube sucht das Verstehen und das Zeugnis: Herz – Hirn – Hand bzw.: Berührt sein – Verstand – Praxis. * Glaubensvermittlung braucht eigene Erfahrung und Wissen * Theologisches Grundwissen (z.B. Theologischer Kurs) stärkt das Selbstbewusstsein, um leichter ein persönliches Glaubenszeugnis geben zu können. * „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen.“ (1 Petr 3,15) * Glaube und Vernunft sind kein Widerspruch. * Insistieren der Kirche auf hellenistisch geprägter Theologie und Glaubenssprache ist ein Problem * Es bedarf einer Ermutigung zu „Sprechübungen“ statt Sprachverboten. * Biblische Fundierung: biblische Sprache muss erlernt und übersetzt werden. * Theologie muss sowohl bibel- und traditionsgemäß als auch zeitgemäß (im Dialog mit gegenwärtiger Wissenschaft und Kultur) sein. * Nicht die Glaubensinhalte sollen geändert, sondern Sprache und Art der Verkündigung müssen heutigem Empfinden angepasst werden * Notwendig ist ein Ausdruck des Glaubens, der dem Denken und Fühlen der Menschen und dem wissenschaftlichen Ansprüchen im 3. Jahrtausend entspricht * Konkret: Der PGR wird mitunter als reiner „Organisationsverein“ erlebt. Einmal eine ganze PGR-Sitzung ausschließlich theologischen Fragen widmen.
3) Die Kirchenfrage stellt sich vor die Gottesfrage * Unheiliges in Geschichte und Gegenwart. (Auch) die kirchliche Basis muss – medial verstärkte – kirchliche Probleme ausbaden. * Es gibt noch viel negative Voreingenommenheit durch konkrete Erfahrungen mit der eigenen kirchlicher Sozialisation. * „Aufgabe der Glaubwürdigkeit“ nicht nur an die Laien delegieren. * Gespräch mit Außenstehenden braucht vernünftige Argumentation. * Fundiertes theologisches Wissen und gute Argumentation erhöhen Akzeptanz.
4) Bedarf an elementarer Erschließung des Glaubens * Vielfach ist einfachstes Wissen über den Glauben nicht mehr gegeben. * Mittlerweile fallen auch die Großeltern als Glaubensvermittler weitgehend aus. * Kirche wird nicht verstanden, weil oft Wissen über Glaube, Liturgie und Sakramente nicht gut vermittelt wird * Es braucht Information über das Christentum, die weder Glauben noch Vorwissen voraussetzt (z.B.: Basisinfo Christentum). * Konkrete Möglichkeit der Erschließung über den Kirchenraum: Was ist ein Taufbecken, ein Ambo, ein Altar?
5) Offen blieb die Frage, wie der Glaube zu bezeugen bzw. zu vermitteln sei. * Ich muss selbst als Person voll dahinterstehen: Lebe ich das, was ich verkünde? * Unverzichtbar ist ein glaubwürdiges „Wir“, ein „Erfahrungsort“ für den Glauben (Orte der Glaubenserfahrung). * Wichtig wären Katechesen von engagierten Priestern und LaientheologInnen * Die Sprache muss der jeweiligen Zielgruppe entsprechen: Kinder, Jugendliche, Intellektuelle usw. * Die Gelegenheiten ins Gespräch zu kommen, nützen. * Man muss die Lebensrealität der Menschen kennen. * Nötig ist Sensibilität: Was braucht der Mensch, dem ich begegne, wirklich? Was sucht er/sie? * „Was lässt uns schweigen?“ – Manchmal ist schweigen angesagt, wäre reden indiskret. * Es schadet nicht, wenn wir zugeben, dass es nicht auf jede Frage eine glatte theologische Antwort gibt. * Neben dem Antworten braucht es auch Ermutigung zum Fragenstellen.
6) Frage nach dem Ziel von Mission * Es geht nicht um Rekrutierung neuer MitarbeiterInnen für die Pfarre bzw. um ein Bei-der-Stange-halten von KirchenbeitragszahlerInnen * Außenstehende davon überzeugen, dass das Christentum etwas Positives ist. * Glaube als Hilfe zum Leben in Fülle
7) Vertrauensvorschuss Wie in der katholischen Kirche insgesamt, gab es auch in den Austauschgruppen der Ersten Diözesanversammlung eine Vielfalt von Glaubenszugängen und spirituell-theologischen Akzenten. Wünschenswert ist, dass diese Pluralität von allen positiv gesehen wird, und dass man einander mit einem Vertrauensvorschuss begegnet.
f.d.I.: Erhard Lesacher
|