Gruppe 2.6 Ihr werdet meine Zeugen sein
Moderation: Pfr. Ernst Steindl
Zum Plakat

„Ihr werdet meine Zeugen sein“

Gesprächszusammenfassung:

Nach dem Morgengebet im Stephansdom bzw. in der Schottenkirche trafen sich 26 Personen zum Gruppengespräch „Ihr werdet meine Zeugen sein“.
Auf die Begrüßung durch den Gruppenmoderator folgte das „Gemeinsame Gebet für Apg 2010 in der Erzdiözese Wien“, eine Einführung in das Gesprächsthema unter Bezugnahme auf den bisherigen Prozess und die Erfahrungen des ersten Tages des Delegiertentreffens und eine erste Runde von Beiträgen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter dem Blickpunkt „Was hindert oder hemmt uns in unserem Zeugnis?“ einerseits, ohne freilich den ergänzenden Aspekt „Was stärkt und fördert unsere Zeugenschaft?“ andererseits außer Acht zu lassen.

Betont wurden unter den hemmenden Erfahrungen der fehlende Freimut, die Menschenfurcht, Vorurteile und Schema-Denken, die Furcht vor Neuem, Überlastung und auch dass das Apostolat manchmal an die eigenen Grenzen gehe.
Schwierigkeiten darüber hinaus bereiten die demographische Entwicklung, das zahlenmäßige Schrumpfen von Mitgliedern in Gruppen und in der Kirche insgesamt, das Ausbleiben von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Hemmschwelle Fernstehender, zur Kirche zu kommen, die Tabuisierung der Religion als Gesprächsstoff und generell als Thema der Gesellschaft, Desinteresse und zeitgeistiger Gegenwind, die Begegnung mit Ausgetretenen und Andersgläubigen, die hemmungslose Abmeldung vom Religionsunterricht schon bei Kindern, sowie das Schwinden von Orten, an denen Gott als anwesend erfahren wird, sowie dass sozial Schwache sich als verachtet und ältere Menschen sich als einsam und ungewollt erfahren.
Mehrfach Erwähnung fanden „Dauerbrenner“ wie die kirchlichen Aussagen zur Sexualität, Priestermangel, der Umgang mit verheirateten und anderen Priestern, die ihren Dienst nicht mehr ausüben dürfen, und vor allem die pastorale Sorge und Einbindung von wiederverheirateten Geschiedenen und Menschen mit tiefen biographischen Brüchen.
Öfter genannt wurde auch das Unvermögen, unter anderen Menschen (in Gesprächsrunden, bei Zusammenkünften, oft auch nach Medienberichten, die negative Stimmung verbreiten, ...) und besonders am Arbeitsplatz (in Firmen und Büros, unter Kolleginnen und Kollegen, aber auch beim Pendeln, ...) für den Glauben einzustehen und die damit verbundene Erfahrung der Unsicherheit über das eigene Glaubenswissen
Die in sich abgeschlossenen Pfarren und Gruppen, die sich als wenig offene, wohlsituiert-bürgerliche und eingeschworene Gemeinschaften nicht gerade einladend und aufgeschlossen für Neuhinzukommende präsentieren, stellen vielerorts ein weiteres Hindernis dar. Als genauso hinderlich empfinden wieder andere, dass es immer dieselben sind, die sich engagieren, wie auch die bisweilen andere kulturelle Prägung von Seelsorgern und ebenso die Zäsur, wenn ein Priester/ Pfarrer die Stelle wechselt, was aber als Umbruch auch ein Aufbruch sein kann. Die Bereitschaft zu pastoraler Zusammenarbeit nimmt bei Schulen und Eltern ebenfalls ab, es wird eine fehlende Verbundenheit der Jugend im religiösen Zusammenarbeiten von Jung & Alt konstatiert, gemeinsame Anstrengungen verschiedener Glaubensgemeinschaften und über Glaubensgrenzen hinweg sind leider zu wenig etabliert.
Äußere Umstände (z.B. die Anwesenheit von Touristen in Innenstadtkirchen) stellen die Gläubigen vor Probleme, als ungleich schwerer zu überwinden werden allerdings solche Hindernisse erfahren, die sich aus den eigenen Reihen ergeben, z.B. wenn der gesamte Pfarrgemeinderat von der Notwendigkeit missionarischer Initiativen nicht überzeugt ist.

Mut in Bezug auf Schwierigkeiten gaben die Äußerungen, dass auch Widerstand und Probleme Orte Gottes sind, dass es sich lohnt, an Problemen dranzubleiben, weil eben etwas „dran“ ist, und gerade da, wo wir stumm zu werden drohen, genau hinzusehen. Ermunternd war auch der bildliche Vergleich, dass gerade der Gegenwind ein Fugzeug in der Luft hält.

Besonders bestärkend im Zeugnis-Geben wurde allgemein das Gebet empfunden, ebenso das Vertrauen auf Gott, die frohe Botschaft Jesu, die Kraft der Sakramente (hier vor allem auch des Sakramentes der Versöhnung).
Unabdingbar sind die persönliche Gottesbegegnung und Orte, die sie ermöglichen.
Wesentlich für in glaubwürdiges Zeugnis ist es, einerseits im Zeugnis authentisch zu sein („Es zählt nicht, was ich habe, sondern was ich bin!“), andererseits auch kleine Dinge in großer Liebe zu tun, das große Geschenk der Freiheit einzusetzen, denn es gelingt nur dann, anderen Christus nahezubringen, wenn wir Barmherzigkeit und das Evangelium in tätiger Liebe leben.
Als hilfreich werden Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit („Im Nächsten Christus sehen“), Anknüpfungspunkte im Alltag (kulturelle Möglichkeiten, Begegnungen beim Spazierengehen mit Hund und in der Cafeteria, etc.), Glaubensgespräche, die Kraft der (Kirchen-)Musik und gewinnende Pastoral und Verkündigung (z.B. wenn jemand sich auf eine Anfrage hin neu einbringt oder wenn Christinnen und Christen als „normale“ Menschen erlebt werden) erachtet.
Wo ein Klima wächst, in dem wir auch Fehler machen dürfen und Einmütigkeit in der Gemeinschaft erleben, da fällt Zeugnis leichter und wird zu einem gemeinsamen Tun.

Plakatabschrift:

Was stärkt? ( + )

Die Botschaft Jesu
Courage, MUT!
Wahrhaftigkeit
Auf einander Zugehen
Lernen von den Kindern
Kraft durch Sakramente
GEBET!
Vertrauen auf Gott
Glaubensgespräche
Orte der Gottesbegegnung
Menschlichkeit
Christen sind „normale“ Menschen
Barmherzigkeit leben
Im Nächsten CHRISTUS sehen
(Kirchen-)Musik
Kulturelle Projekte
Anknüpfung im Alltag
Authentisch sein
Auch Fehler machen dürfen
Einmütigkeit/Gemeinschaft


Was hemmt? ( – )
Ängstlichkeit/ Menschenfurcht
Fehlender Freimut/ hörendes Herz
Denken in Schemata
Vorurteile
Demographische Entwicklung
Alltag
Tabuisierung in der Gesellschaft
Mangel an fachlichem Wissen
Probleme in der Kirche
Gesellschaftliche Themen
Gesellschaftlicher Gegenwind
„Wozu Kirche?“/Desinteresse
Missachtung der anderen/ Mangel an Liebe
Mangel an Offenheit: „Pfarre als eingeschworne Gesellschaft“
Unterschiedliche Kulturen
„Angst“ vor Kloster
Eigene Glaubensschwierigkeiten
„Mission“ – Thematische Zwangsbeglückung im PGR?

f.d.I.: Christa Neugebauer; Pfr. Ernst Steindl


Druckansicht
Zurück