Was ist uns wichtig? Was hindert uns?
© Kathbild.at/RupprechtEin erster Überblick:
Ergebnisse aus den 39 Gesprächsgruppen rund um St. Stephan

Nach konzentrierter Arbeit von 900 Delegierten in 39 Gesprächsgruppen wurden die gesammelten Erfahrungen klar und informativ in knapp 90 Minuten dem Plenum präsentiert.
Neben den üblichen „heißen Eisen“ wie Zulassungsbedingungen zum Priestertum und der Frage der „viri probati“ (Priesterweihe für bewährte verheiratete Männer) wurde auch der Umgang der Kirche mit „wiederverheirateten Geschiedenen“ angesprochen. „Es wird immer wichtiger, wie wir mit Menschen umgehen, die Brüche in ihren Biografien haben“, sagte eine der Delegierten im Stephansdom. Auch neue Leitungsmodelle für Pfarrgemeinden wurden angedacht mit der Bitte um den Mut, zur Unterstützung der Pfarrer Männer und Frauen für die Gemeindeleitung auszubilden und zu beauftragen.

Die Liturgie
Einen großen Teil der Rückmeldungen über „Hindernisse“ bildeten täglich in der Arbeit erfahrene Schwierigkeiten wie etwa die eigene Angst und Scheu davor, Zeugnis abzulegen, der Mangel an Mut, dem Zeitgeist entgegenzutreten, der Mangel an Zeit sowie Stress und Überforderung. Besondere Herausforderungen wurden  hinsichtlich der Gestaltung der Liturgie festgehalten. Wie bei vielen anderen Themenkreisen wurde das Problem der „für manche unverständlichen“ Sprache angeführt, aber auch die sehr wesentliche Frage angeschnitten, ob den Fragen der Gestaltung der Liturgie nicht auch „unterschiedliche Gottesbilder“ zugrundelägen. Weiters werde von Priestern erwartet, dass sie den in der „halbvollen“ (nicht halbleeren!) Kirche Versammelten „den Rücken stärken“.

Der Alltag
Es sei festzustellen, dass sich  die Kirchenfrage oft vor die Gottesfrage schiebe, was zur heute verbreiteten Scheu beitrage, über den Glauben nicht öffentlich sprechen zu wollen. Viele seien „müde geworden“, die Kirche verteidigen zu müssen. Immer wieder stünden auch die Haltung der Kirche zur Sexualität sowie die Stellung der Frau in der Kirche zur Diskussion. Wenn jemand mit fundiertem Wissen argumentiere, gebe es zwar „Akzeptanz“, doch mangle es, wie zugegeben wurde, häufig an solchem ausreichenden Wissen.
„Mit Freimut“ wurde auch eingestanden, dass beim Schweigen über das, wovon „wir nicht schweigen können“, auch eigene Feigheit, Unzulänglichkeit, Sünde eine Rolle spielten, aber auch die Diskrepanz, die sich zwischen „Glauben“ und „Kirche“ zeige. Überzeugt war man auch, dass „Verkündigung gelingen wird, wenn wir zuhören können und im rechten Moment sprechen und handeln“, und dass es „Mut und Courage in der Verkündigung braucht, um Gleichgültigkeit und Desinteresse zu überwinden“.

Die Liebe
Die „Gleichberechtigung“ der vier Säulen christlichen Lebens „Liturgie“, „Verkündigung“, „Gemeinschaft“ und „Caritas“ wurde ebenso eingefordert wie eine Haltung der Achtsamkeit gegenüber jeder Art Not Leidenden. Hindernisse für „gute Gemeinden“ wurden in einem Mangel an Freundlichkeit und Offenheit geortet. Offen und attraktiv seien Gemeinden, die  „auf Neue zugehen“ und „Jesus als Mitte haben“. Beschäftigt haben vor allem die Fragen: Was brauchen unsere Mitmenschen? Wie kann jemand bei uns „andocken“? Wie kann man jemanden in schwierigen Lebenssituationen begleiten? Wie ermutigen wir die Jugend? Und wie können wir Fragen und Not der Menschen in ihrer Sprache beantworten?

(Der Sonntag, Stefan Kronthaler)


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