"Meine Erwartungen wurden übertroffen"
© Kathbild.at/RupprechtGeneralvikar Msgr. Franz Schuster über das "Ergebnis" der 1. Diözesanversammlung, wie weitergearbeitet werden soll und was er sich persönlich vorgenommen hat.

Was nehmen Sie von der 1. Diözesanversammlung mit? Hat die Versammlung Ihren Erwartungen entsprochen?

Schuster: Meine Erwartungen sind weit übertroffen worden. Ich muss zugeben, dass ich die Tage davor durchaus Sorgen hatte:?Wie wird es werden? Wird es gelingen? Die Versammlung selbst ist sehr gut gelungen: Es war möglich, mit 1.200 Menschen in einer Weise zusammenzusein, bei der alle die Möglichkeit hatten, sich einzubringen. Die Versammlung war getragen von einer ausgezeichneten Vorbereitung einerseits, andererseits vom großen Engagement der vielen teilnehmenden Menschen. Die Diözese war hier in einer Weise versammelt, wie ich es noch nicht erlebt habe.

Bischofsvikar Matthias Roch sagte, dass jeder Pfarrer im Vikariat Nord 2,25 Pfarren betreuen muss. Da muss doch zwischen erster und zweiter Versammlung etwas geschehen. Unüberhörbar ist etwa der Ruf nach einer stärkeren Laienbeauftragung, ohne den Pfarrer zu ersetzen.

Schuster: Die Schwierigkeit des Priestermangels wird uns weiter begleiten, besonders in den vielen kleinen Pfarren in den ländlichen Gebieten. Die Frage wird lauten:?Wie gehen wir mit dieser Situation um, dass diese Wirklichkeit auch für die Pfarrer und Gemeinden besser lebbar wird. Ich habe den Eindruck, dass die Versammlung geholfen hat, uns viel nüchterner auf diese Situation einzustellen, viel offener damit umzugehen und das Ganze strukturiert anzugehen. Wenn etwa im Vikariat Nord ein solcher Prozess gelingt, sehe ich da große Chancen. Mir haben die Menschen bei der Versammlung geholfen, die Dinge gut wahrnehmen zu können, was ich dann auch am Podium sagen konnte. Mir sagte ein Pfarrer nachher, dass es wichtig war, dass ich diesen Themen nicht ausgewichen bin.

Beeindruckend war die Vielfalt der Inhalte, die aus den Arbeitskreisen wiedergegeben wurden ...

Schuster: Ich habe gestaunt, dass es möglich war, in etwas mehr als einer Stunde in einer spannenden Weise aus 39 Gruppen wirklich informativ zu berichten. Dabei ist eine Fülle von Themen transportiert worden, auch im anschließenden Plenum und beim „offenen Mikrophon“. Die große Frage, die mich beschäftigt, lautet: Wie kann sich dieser gute Impuls in den Pfarren, Gemeinschaften und diözesanen Einrichtungen auswirken? Das ist das Entscheidende: Wie geht das Ganze konkret weiter?

Manche hätten gerne abgestimmt ...

Schuster: Ich glaube, es war sinnvoll, dass wir nicht abgestimmt haben. Wir hatten das beim Diözesanforum, beim Dialog für Österreich. Abgestimmte Themen bringen für den einzelnen und die Gemeinschaft nicht mehr als Themen, die klar ausgesprochen werden und die Herzen treffen, sodass Menschen von sich aus überlegen: Was machen wir? Was kann ich umsetzen? Das hat viel mehr Auswirkung als jedes Abstimmungsergebnis, das wir heute hätten erreichen können.  

Was können wir heute von den „Knackpunkten“ der Apostelgeschichte lernen?

Schuster: Sicher eines: Dass es in unserem Weg als Kirche, in unserem Ringen um Einmütigkeit und  einen guten Weg in erster Linie darum geht, auf Christus zu schauen und uns von ihm leiten und führen zu lassen. Das ist die Grundlage. Für mich war es beeindruckend, von einigen „Knackpunkten“ der Apostelgeschichte zu hören, wo es für die Christen damals auch nicht klar war, wie es weitergeht. Und dass diese Momente immer dort zu einer Weiterführung gefunden haben, wo festgestellt wurde: Es geht darum, den Herrn wirken zu lassen.

Manche stolpern noch immer über das Wort Mission. Sind wir als Diözese jetzt missionarisch genug eingestellt?

Schuster: Ich hoffe, dass wir missionarischer werden. Dass es uns gelingt, mutiger zu werden, den Menschen das Evangelium zu bringen. Es geht darum, was Mission wirklich meint, nämlich Sendung kraft des Evangeliums, mit dem Evangelium den Menschen „zeugenhafter“ zu begegnen.

Jede/r wurde gebeten zu sagen, was er/sie konkret nun tun wird.

Schuster: Ich werde in Zukunft noch genauer und aufmerksamer hinhören, wenn Menschen mir von ihren Sorgen in den Gemeinden berichten, von ihren Schwierigkeiten, wie es den Priestern, wie es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht.

(Der Sonntag, Elvira Groiss und Stefan Kronthaler)


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