Gruppe 1.6 Ich aber nenne Euch Freunde
Moderation: Martin Ploderer
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Das Thema der Gruppe 1.6 lautete
 „Ich aber nenne Euch Freunde.“

Wir stellten dabei die seitens der Diözesanversammlung angebotene Frage: "Was hindert mich daran, heute zu verkündigen? Was macht mich schweigsam?"

Unter den 27 Teilnehmern (inkl. Moderator) waren 12 Männer und 15 Frauen. 9 Männer kamen aus geistlichen Berufen, nur 3 Männer hatten einen weltlichen Beruf. Diesen standen 3 geistliche Schwestern und 12 Frauen in weltlichen Berufen gegenüber. Möglicherweise spiegelte sich darin die Struktur der gesamten Diözesanversammlung wider. Sind Männer aus nicht geistlichen Berufen  unterproportional vertreten?


Folgende Themenbereiche wurden von mehreren Gruppenmitgliedern berührt:

1.) Das Auftreten gegen den Zeitgeist:

Für etliche Teilnehmer der Gruppe ist das „Gegen-den-Zeitgeist-auftreten-müssen“ eine große Herausforderung. Es wurde Scheu davor artikuliert, aber auch von Angst (Angst vor Angriffen, Angst davor, kategorisiert zu werden) bzw. fehlendem Mut, insbesondere im beruflichen Umfeld, berichtet. Vieles, was früher selbstverständlich gewesen sei, sei heute nicht mehr so ohne weiteres möglich. Diese Angst wurde auch als fehlende Zivilcourage bezeichnet. „Es wäre leichter, zu verkündigen, wenn einem nicht selber die Hoffnung fehlte.“


2.) Mangelndes theologisches Wissen:

In Zusammenhang mit dem Auftreten gegen den Zeitgeist wurde auch fehlendes Wissen beklagt, das Sicherheit geben könnte. Man war sich aber einig, daß dies weniger am Angebot der Kirche, als vielmehr am Fehlen eigener Initiative zur Weiterbildung liege.
Papst und Bischöfe werden von außen oft kritisiert, man fühlt sich dann meist nicht in der Lage, adäquat darauf zu antworten.


3.) Sprache der Verkündigung:

Es fehlt vielen eine adäquate Sprache, um von dem, was sie gehört und gesehen haben, was sie erfahren haben, zu berichten. Eine zeitgemäße Sprache für Verkündigung zu finden ist vielen ein wichtiges Anliegen. Besonders Jugendliche scheinen schwer zu erreichen zu sein (Zeugnis eines Jugendlichen). Jedenfalls waren sich nahezu alle einig, daß Verkündigung in kleinen Gruppen, persönlichen Gesprächen und pfarrintern leichter fällt, schwieriger ist es zum Beispiel am Arbeitsplatz und in kirchenferner bzw. –feindlicher Umgebung.


4.) Mißverständnisse in der Verkündigung innerhalb der Kirche:

Beim Sakrament der Buße müsse die Angstmacherei und das Sündensuchen überwunden werden.
Probleme gebe es auch, wenn Eltern bei der Erstkommunion-Vorbereitung gleich vorab signalisieren: „Bitte verlangt nicht zu viel!“
Als Pfarrer fühle man sich zuweilen nicht ernst genommen.
Es wird auch darüber berichtet, daß der PGR Pfarrer daran hindert, Neuerungen durchzuführen. („Das war schon immer so…“)


5.) Schwierigkeiten mit den Strukturen der Institution Kirche:

Es ist oft schwierig, immer wieder über die historischen Fehler und Verbrechen der Kirche diskutieren zu müssen. Der ständige Erklärungszwang macht stumm.
Es gibt Scham wegen der Jahrhunderte-langen Ungerechtigkeit der Kirche gegenüber den Frauen und Argumentationsnotstand, was die heutige Situation betrifft. Der dringende Wunsch, Frauen mögen zum Diakonat zugelassen werden, wird mehrfach geäußert.
Es wird als mühsam und frustrierend erlebt, wenn in bzw. vor möglichen Gesprächen über den Glauben oft Unstimmigkeiten und Uneinigkeiten der Kirchenführung erklärt und ausgeräumt werden müssen.
Einige macht mangelnde Übereinstimmung mit dem Lehramt der Kirche in gewissen Punkten stumm (z.B. geschiedene Wiederverheiratete, Ablaß, etc.). Es wird der Wunsch geäußert, gangbare Lösungen mit dem Lehramt zu finden!
Einheit in Vielfalt wird eingemahnt, da es unterschiedlich "tolerante" Pfarren gebe.
Ein Pfarrer erlebt auch die erdrückende Bürokratie als Hindernis bei der Verkündigung.
Es gebe auch eingefahrene Bahnen, aus denen man nur sehr schwer ausbrechen könne.
So empfindet beispielsweise ein Pfarrer wegen seines Harmoniebedürfnisses Schwierigkeiten, in seiner Pfarre bzw. dem PGR „Klartext“ zu reden, wenn es zu Mißständen kommt.


6.) Die jeweils eigene Spiritualität:

Viele Teilnehmer der Gruppe haben als Grund für Schwierigkeiten in der Verkündigung auch den Mangel an eigener Spiritualität angegeben bzw. das Problem, sich selbst im Weg zu stehen. Ein Großteil der Wortmeldungen zu diesem Punkt stammt von Geistlichen.

Zitate:
* Es ist schwierig, weil nicht immer gelebt werden kann, was verkündigt wird.
* Mangelndes Vertrauen in die Arbeit des Hl. Geistes
* Es fehlt zuweilen der Mut zur Verkündigung, bzw. werden Gesprächspartner unterschätzt. Erst zu spät komme ich drauf, daß ich das eine oder andere Wort der Verkündigung vielleicht doch hätte sagen können.
* Es ist sinnvoller, weniger durch Worte, als durch Taten zu verkündigen
* Durch die eigene Sünde wird verhindert, was Gott eigentlich tun will.
* Begrenztheit in der Durchlässigkeit des Hl. Geistes, mangelnde Salbung.
* Die eigenen Schwächen hindern am verkündigen, Gebet hilft.




Ganz spontan wurden auch positive Erfahrungen thematisiert.

So erlebt eine im Krankendienst tätige Ordensfrau dabei viel Freude, „weil die Menschen in dieser Situation ansprechbar sind“.
Ein Priester fühlt sich von den Laien mitgetragen.
Dankbarkeit für die beiden letzten Päpste wurde ausgesprochen.
Beten ist Mission.
Zuhören ist Mission.
Ein Priester spricht von seinen Glücks-Erfahrungen: „Es geht gut mit der Jugend, hier gibt es gelebtes Christentum, und nach der Predigt bekomme ich oft viel zurück.“
Religionslehrer und Religionslehrerinnen erleben es als positiv von Gott reden zu „dürfen“, ein Ordensmann spricht darüber, daß er schon durch das Tragen seines Habits verkünde, weil er leichter auf Glaubensthemen angesprochen werde.
Eine Teilnehmerin erläuterte, daß sie versucht, in der eigenen gemischten Ehe und auch in der Kindererziehung vor allem die Gemeinsamkeiten zwischen Katholiken und Protestanten in den Vordergrund zu stellen.

Insgesamt konnte man aus den verschiedenen Zeugnissen herauslesen, daß Menschen sich einerseits bei der Verkündigung offenbar selbst aus den verschiedensten Gründen im Weg stehen, andererseits haben die Teilnehmer auch ganz klar Wünsche an die Kirche geäußert, deren Erfüllung es leichter machen würde, den Glauben zu verkündigen und von Gotteserfahrungen zu berichten.

f.d.I.: Maria Leutzendorff, Martin Ploderer


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