Gruppen 4.1 Pfarrgemeinden als Netzwerke der Nächstenliebe, 4.2 Nächstenliebe und Professionalität, 4.3 Unser nötigster Dienst?!
Moderation: Pfr. Friedrich Koren
Zum Plakat 1, Zum Plakat 2

„Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt…! Oder:
Wie aufmerksam sind wir für die Nöte unserer Mitmenschen?

4.1. Pfarrgemeinden als Netzwerke der Nächstenliebe
4.2. Nächstenliebe und Professionalität
4.3. Unser nötigster Dienst?!

Diese drei Gruppen wurden aufgrund der geringen Anzahl von TeilnehmerInnen in eine zusammengefasst. Die Gruppe hatte 23 Teilnehmer.

Unter der Leitung von GR Msgr. Fritz Koren, Dechant des 20. Bezirks, fand sich diese Gesprächsgruppe am Freitag, den 23. Oktober im Schottensaal ein.

Dazu nun einige Diskussionspunkte, die den Anwesenden besonders wichtig waren:

1. CARITAS IST GRUNDAUFTRAG DER KIRCHE! CARITAS IST NICHT DELIGIERBAR!
Dieser Grundauftrag ist unauflöslich mit unserem Glauben verbunden. Caritas wird nicht als religiöses Element gesehen, sondern oft nur wirtschaftlich.

2. BESSERE VERNETZUNG VON PFARR-CARITAS UND ORGANISATION CARITAS
Für die Organisation sind Pfarren nur dann interessant, wenn es um Sammlungen jeder Art geht. Auf Anliegen und Probleme wird nicht immer eingegangen.

3. BEWUSSTSEIN DER CARITAS IN DEN PFARREN ZU WENIG VORHANDEN
Die Anwesenden beklagten, dass die Pfarrcaritas keinen gleichwertigen Stand gegenüber Liturgie und Verkündigung in ihrer Pfarre haben. Das Bewusstsein dazu ist kaum oder nur wenig vorhanden. Eher verhält es sich so, dass die caritativen Anliegen einigen wenigen MitarbeiterInnen „zugeschoben“ werden.

4. MITARBEITERSUCHE UND MITARBEITERMOTIVATION
Die Suche nach neuen MitarbeiterInnen gestaltet sich immer schwieriger. Die „Überalterung“ macht sich hier bemerkbar. Es werden immer Leute gefragt, die schon mehr als genug Aufgaben innerhalb einer Pfarrgemeinde haben. Was zwangläufig oft zu einem Nein führt – daher: es muss gelingen, auf „neue“ Leute zuzugehen, sie persönlich anzusprechen und zu einem Gespräch einladen. Nach Möglichkeit an einen neutralen Ort, z.B. in ein Cafehaus! Die Aufgabengebiete der Pfarrcaritas möglichst anschaulich zu vermitteln, das wäre ein guter Beginn!
Es liegt durchaus an der Pfarrcaritasverantwortlichen die MitarbeiterInnen zu motivieren, sie voll in die Entscheidungen einzubinden und auch Verantwortung zu übertragen.

5. CARITASHILFE MUSS SCHULDUNABHÄNGIG SEIN
Die Arbeit ist oft schwer und nicht frei von Emotionen. Allerdings muss es gelingen, den Klienten das Gefühl zu vermitteln, dass Hilfestellungen nicht davon abhängig sind, warum und weshalb sie in diese Situation geraten sind. Hilfe zur Selbsthilfe ist gefragt!

6. AUSGENÜTZT WERDEN GEHÖRT ZUM CARITASALLTAG
Anhand von Fallbeispielen erzählten einige Anwesende, dass sie auch „ausgenützt“ werden. Unter Vorspielung falscher Tatsachen (die zu überprüfen oft sehr schwierig sind) versuchen die Leute Geld, Sachspenden etc. zu bekommen. Oft kommt man erst im Nachhinein dahinter – das deprimiert oft und hinterlässt einen „schalen Nachgeschmack“. Allerdings soll durch solche Aktionen die Bereitschaft zur Hilfe, zur Nächstenliebe nicht verloren gehen.

7. SUPERVISION UND SCHULUNG FÜR PROFESSIONELLE HILFE
Diese Art der Schulungen werden von Referat Pfarr-Caritas angeboten, allerdings dort, wo keine eigene CartiasverterIn gibt, liegt es oft an den Pfarrern, dass die für den Bereich Caritas engagierten Leute über diese Hilfestellungen nicht genug informiert werden. Zugeschicktes Material wird oft nicht weitergegeben. Daher ist es ganz wichtig, eigenständig im Referat anzurufen und sich darüber zu informieren.

8. WERBUNG FÜR CARITAS AUCH FÜR BLINDE UND GEHÖRLOSE
Eine Teilnehmerin, blind, beklagte sich, dass zu wenig auf Blinde und Gehörlose eingegangen wird. Informationsmaterial für Blinde gibt es nicht, der Zugang zu Werbematerial ist kaum vorhanden.

9. VERNETZUNG IM DEKANAT – DEKANATS-CARITASVERNTWORTLICHE
Die Vernetzung der Caritasverantwortlichen eines Dekanats wird immer wichtiger. Zu groß und schwierig sind teilweise die Probleme, mit denen Pfarren konfrontiert werden. Es ist oft nicht möglich, dass eine Pfarre allein die an sie gestellten Aufgaben bewältigen kann. Daher wäre eine Absprache untereinander sinnvoll. Gemeinsame Lösungen sind anzustreben. Eventuell, dort wo es möglich ist, eine Koordinationsstelle schaffen – Dekanatsverantwortliche!

10. DER MUT ZUM SEHEN, HÖREN UND ANSPRECHEN
Es muss, auch wenn es auch oft schwierig ist, gelingen, die „Not“, in welcher Form auch immer sie vorhanden ist, anzusprechen und darauf hinzuweisen. Beim PGR, bei Treffen, etc. Nicht nur im Verborgenen versuchen, Lösungen dafür zu finden. Es muss Aufgabe einer ganzen Gemeinde sein, für Nöte seiner Mitmenschen ein offenes Ohr zu haben.

11. INFORMATIONEN ÜBER LEUTE, DIE BEI DER MINDESTSICHERUNG DURCHFALLEN
Dafür entsprechendes Informationsmaterial zu erstellen, liegt sicherlich in den Händen der Organisation Caritas.


Anhand dieser Punkte ist ersichtlich, wie schwierig sich oft die Arbeit einer Pfarrcaritas gestaltet. Der Austausch untereinander war produktiv und informativ, neue Anregungen konnten weitergegeben werden. Außerdem war deutlich zu erkennen, dass es Unterschiede zwischen Land- und Stadtgemeinden gibt. Die Problemstellungen sind teilweise ganz unterschiedlich, aber die Motivation, der Caritasverantwortlichen ist überall gleich groß! Eine beeindruckende Erfahrung!

f.d.I.: Pfr. Friedrich Koren, Sissy Pächter


Druckansicht
Zurück